27 Dezember 2011

Der Baum


Von Zweien die Auszogen einen kleinen Weihnachtsbaum zu kaufen.


Diese verfluchte Erkältung hatte mich voll im Griff. Auch einen Tag vor Heiligabend hustete, schniefte und kopfschmerzte ich mich durch meine kleine Welt. Mir hätte es an diesem Freitag schon viel besser gehen können, wenn ich ein klitzekleines Bisschen vernünftiger wäre. Hätte ich nicht am Vortag viele Bleche Kekse für die Familie gebacken, Mandelspliterpralinen für meine Schwester fabriziert, hätte ich nicht stundenlang Geschenke verpackt, Gehege geputzt und auch sonst einen Haufen Dinge getan, die man mit einer dicken Erkältung eher nicht machen sollte, dann wäre es mir ganz sicher sogar schon besser gegangen. Mir ging es aber nicht besser, ich fühlte mich elend und bei dem Gedanken daran, dass wir dieses Jahr Weihnachten ohne Baum feiern sollten, nur weil ich krank bin, fühlte ich mich noch elender. Um 18 Uhr war ich wild entschlossen: Wir brauchen einen Baum! Also rief ich den besten Ehemann von allen auf der Arbeit an und klärte ihn darüber auf, dass er sofort Feierabend machen muss, weil wir jetzt sofort einen Baum kaufen gehen müssen. Er hatte sowas schon geahnt (wie nur?) und war sogar schon dabei, Feierabend zu machen und sich in den Urlaub zu verabschieden. Eine halbe Stunde später fuhren wir schon los. Ein kleines Bäumchen sollte es werden; klein, handlich, für die Ecke, schnell zu schmücken, unkompliziert – halt nur damit überhaupt ein Baum da ist. Unser bevorzugter Händler hat immer eine große Auswahl vorrätig, da wird es kein Problem sein, was Passendes zu finden – dachten wir ganz naiv.

Schon während der Fahrt fiel mir ein, dass wir in den vergangenen Jahren, eigentlich so lange ich denken kann, niemals zweimal hintereinander beim gleichen Händler einen Baum gekauft hatten. Wir hatten zwar bei unserem bevorzugtem Händler schon mehrfach gekauft, aber nie zweimal hintereinander. Einmal waren wir direkt nach Lotte zum Hof gefahren um den Baum ganz frisch auszusuchen, ein anderes Mal fanden wir überraschenderweise beim Weihnachtssternkauf einen Baum im großen Gartencenter. Ich unkte also im Wagen fröhlich und nicht ganz ernst gemeint herum, dass, sollte diese Tradition fortbestehen, wir wohl bei unserm Lieblingshändler keinen Baum finden werden...

… und genau das traf ein, denn der Händler war gar nicht da. Wo seit Menschengedenken immer schon ein Weihnachtsbaumverkäufer stand, der Bäume unseres Lotter Lieblingshofes anbot, war gähnende Leere. Er stand immer auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Dieser hatte auch plötzlich einen anderen Namen und wir haben den Verdacht, dass beide Vorkommnisse ursächlich zusammen hängen. Wir waren einigermaßen geschockt, auch deshalb, weil wir auf dem Weg dort hin durch die halbe Stadt gefahren waren und nirgends war uns ein Weihnachtsbaumverkauf aufgefallen. Schon im Vorjahr stellten wir fest, dass es in Osnabrück kaum Verkaufsstellen gibt. Früher – ja früher fanden sich die Verkäufer auf jedem größeren Parkplatz, bei jedem Supermarkt, einfach überall. Aber jetzt wussten wir nicht recht, wo wir suchen sollten.

Gegenüber war der große Gartencenter wo wir früher schon mal fündig geworden waren und der mit einer riesengroßen Auswahl an frisch geschlagenen Weihnachtsbäumen warb. Frohen Mutes betraten wir also den Laden, gingen nach Hinten durch und landeten auf einer großen und baumleeren Fläche. Einen Tag vor Heiligabend waren alle Bäume ausverkauft. Nein, das ist gelogen, es gab noch drei und man kann kaum beschreiben, wie die aussahen. Wir verließen also geradezu fluchtartig diesen Laden, fuhren ein Stück weiter zum Baummarkt. Hier bot sich uns ein Bild des Jammers: einige mickrige und halbtote Topfbäume und hässliche, zurechtgestutzte Krüppelfichten fristeten ein ungeliebtes Dasein in einer dunklen Ecke des Außenbereiches. Wären es Kleintiere gewesen, man hätte sie alle aus Mitleid frei kaufen müssen. Aber Weihnachten verbringen indem man ständig voller Mitleid auf einen schiefen, gestutzten Baum schaut? Nein, dass wollten wir wirklich nicht.

Ich hatte am Freitagnachmittag schon eine kleine Recherche im Internet nach Weihnachtsbaumverkaufsstellen in Osnabrück durch geführt. Eigentlich eher, weil ich schauen wollte, ob es was gab was näher lag als unser Verkäufer, der ja auch fast am anderen Ende der Stadt lag. Ich wurde nicht fündig. In mir kam der Verdacht hoch, dass Osnabrücker keine Weihnachtsbäume aufstellen. Oder die Verkäufer sind gut versteckt und der Standort der Verkäufer wird nur durch Mundpropaganda weiter gegeben, was voraussetzt, dass man sich mit anderen Stadtbewohnern unterhält, was wir aber nicht tun? Oder alle Osnabrücker kaufen schon viele Wochen vor Weihnachten ihren Baum, oder sie lassen sich ihren Baum per Versandhandel schicken? Die einzige Info, die meine Recherche erbrachte war die, dass IKEA pro verkauftem Baum drei Euro spendet. Also diese Information lies uns vermuten, dass es vielleicht bei IKEA Weihnachtsbäume gibt. Wir beide sind keine Ikeafans um es mal sehr schlicht zu formulieren. Für den besten Ehemann von allen ist IKEA gleichbedeutend mit „da kann man mir auch fröhlich Stecknadeln unter die Zehennägel stecken“ (und nein, er ist keinesfalls masochistisch veranlagt) und für mich bedeutet IKEA: „viele Umwege um zum Ziel zu kommen, zu viele Menschen, zu nervig, langweilige Möbel“. Aber es schien unsere letzte Chance, es war schon spät, IKEA war nicht weit von unserem Standort entfernt und wir beschlossen es dort zu versuchen.

Und tatsächlich, direkt vor dem bösen Möbelhaus war ein großer Platz eingezäunt und dort standen viele Weihnachtsbäume. Frohen Mutes suchten wir einen Parkplatz und stiefelten los. Natürlich fing es in dem Augenblick an zu regnen und innerhalb weniger Minuten war ich recht nass, was gut dazu passte, dass mir trotz Wollmantel kalt war, kein Wunder, wenn man mit Fieber und Husten in der Welt herum fährt. Wir stellen schnell fest, dass es viele Bäume gab, es waren auch schöne Edeltannen und der genannte Preis war ok. Allerdings gab es einen großen Haken bei der Sache: keiner der Bäume war kleiner als ich, nein, sie waren eher größer – viel größer. Genau genommen hätten die meisten dieser Bäume nicht einmal in unser Auto gepasst. Tapfer suchten wir trotzdem herum, fanden einen extrem süßen Baum und kauften ihn für 27 Euro. Wobei wir die über 30 cm der Spitze Rabatt bekamen.

Wir kriegten das Bäumchen in unser Auto, wir schafften es die Treppe herauf und irgendwie passte es auch über Nacht in die Dusche zum Trocknen. Am nächsten Tag stellten wir das Bäumchen auf, es passte nicht auf den vorgesehenen Tisch, wir nahmen also statt dessen einen der Lacktische, bei denen ich die Beine gekürzt habe, damit sie als Schweineunterstände dienen können. Unser Ikeabaum „Bøb“ ist nämlich der größte Baum, den wir jemals hatten, seine Spitze kratzt an der Decke und seine Zweige beschatten fast das ganze Meerschweinchengehege.

Obwohl ich den Baum schmücken musste, was mir Heiligabend echt den Rest gab, ist er dieses Jahr kunterbunt. Eigentlich ist das Saschas Art einen Baum zu schmücken, er wäre auch dran gewesen, hatte aber keine Zeit und ich habe es ihm zuliebe so buntgemacht. Meine Bäume sind eher Ton in Ton und meist Gold/Orange/Kupfer (siehe: Blogparade) Aber Sascha hat es lieber knallbunt mit Süßigkeiten dran... ach was tut man nicht alles für den besten Ehemann von allen.

Ja und darunter seht ihr alle unsere Geschenke, ich bekam unter anderem Mummy - juhuuuu. Zum Geburtstag bekam ich ja schon Brain Damage und ich beabsichtige sie alle zu sammeln (siehe auch: Monstrus). 
Ganz rechts unten seht ihr eines der tollsten Geschenke die ich bekommen habe - das muss ich auch noch schnell erzählen. Wir sind am 25.12 wie es sich gehört, zu meinen Eltern nach OHZ gefahren. Eine ganz tolle Pflegestelle der Hamsterhilfe Nord wohnt dort und mit der hatte ich telefonisch besprochen, dass ich ihr eine Kiste mit Hamsterzubehör vorbei bringen würde. Und sie drückte mir dieses tolle Geschenk in die Hand, ein sehr sehr sehr nützliches Set, bestehend aus Hustensaft, Salbeibonbons, Taschentüchern, heiße Zitrone und Weihnachtsmann. Ich hätte ihr am Telefon so leid getan mit meiner Erkältung und da hat sie sich dieses Geschenk überlegt. Ich bin immer noch hin und weg deshalb, dass jemand so lieb an mich denkt, dazu noch jemand, mit dem ich eigentlich gar nicht so viel zu tun habe, das war echt eine meiner schönsten Weihnachtsüberraschungen (dabei fällt mir ein, dass ich euch noch von meinen tollen Geburtstagsüberraschungen erzählen muss, ach menno, durch die blöde Erkältung ist alles irgendwie unter gegangen).

1 Kommentar:

  1. Na prima, dann hat es trotz aller Widrigkeiten noch geklappt.
    Der Weihnachtsbaum sieht sehr schön aus. Mit den
    Geschenken zusammen verbreitet er Gemütlichkeit.

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