24 Mai 2011

Damals wars - Geschichten aus einer anderen Zeit


Eine neue Rubrik:  
Geschichten aus einer anderen Zeit. 

Ich gebe es zu höre mir die Geschichten „von Früher“, die manche "ältere Leute" erzählen, sehr gern an. Es sind häufig Zeugen einer ganz anderen Welt – und doch sind sie uns so nah. Ich möchte versuchen, einige dieser Geschichten in diesem Blog wiederzugeben, damit sie erhalten bleiben, auch wenn die Menschen die sie mir erzählten schon lange nicht mehr unter uns weilen. Die Namen habe ich geändert, die Geschichten sind mir so erzählt worden.

Fritzis Dank 
Meine erste kleine Geschichte spielt in den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg. Die schlimmsten Jahre waren überstanden. Grundnahrungsmittel gab endlich nicht mehr nur über Bezugsscheine (die sogenannten „Lebensmittelkarten“). Es war möglich, einen Laden zu betreten und einfach etwas zu kaufen. Natürlich hatten die meisten Menschen wenig Geld und alles, was über die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln hinaus ging war kaum erschwinglich. Schon die Versorgung mit dem Nötigsten war häufig nicht gewährleistet und viele Mütter hungerten, um ihren Kindern das Überleben zu sichern. Frau Franke hatte einen kleinen Sohn, einen Vater gab es nicht und sie musste sich und ihr Kind alleine durch bringen. Er war zwei Jahre nach Kriegsende geboren und somit wuchs er in einer Zeit auf, in der kaum ein Kind satt wurde und der Mangel allgegenwärtig war. Der kleine Kerl war gerade drei geworden, seine Füße steckten in zu großen Schuhen, der Pullover aus alter Wolle kratzte und er war mager und dünn. Trotzdem war er ein aufgewecktes und lebensfrohes Kind. Er lachte den Hunger weg, konnten stundenlang nur mit einem Stöckchen spielen und die Welt um sich herum vergessen. Er hatte so gute Manieren, wie ein Dreijähriger sie nur haben konnte und natürlich hatten ihn alle lieb. Er begleitete seine Mutter überall hin und versuchte sogar schon die Taschen zu tragen, in denen sie ihr mageres Mahl nach Hause trugen.


An einem sonnigen Morgen betraten sie die neue, kleine Bäckerei im Ort um ein wenig Brot zu kaufen. Der kleine Fritz versuchte sich beim Eintreten an einem artigem „Diener“ um die Verkäuferin zu begrüßen, er hatte das mit seiner Mutter die letzten Tage geübt. Es misslang ihm gründlich und er fiel hin. Statt zu weinen lachte er fröhlich auf und lies ein „plums gemacht“ ertönen. Die Verkäuferin war entzückt von diesem kleinen Kerl, nahm einen Keks aus der Auslage und drückte ihm den in die Hand. Mit großen Augen starrte der kleine Kerl den ersten Keks seines Lebens an und strahlte über das ganze Gesicht. Die Mutter ermahnte ihn mit den Worten: „Na Fritzi, was sagt man da?“ sich zu Bedanken. 

Und der kleine Fritzi krähte übermütig: „Anderes Handi auch eins“.

Man kann kaum beschreiben, wie peinlich der Mutter diese Antwort war ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen