So steht es geschrieben II

Ich sammle Kleintierratgeber und habe so ziemlich alles was in den letzten 60 Jahren in Deutschland veröffentlicht wurde (+teilweise noch viel ältere Bücher) im Regal stehen. Mitunter blättere ich in den Büchern und lese ein wenig und mir fällt dann immer wieder auf: Es ist erschreckend, was die Autoren früher so verzapft haben. Dabei ist das „Früher“ meist noch gar nicht so lange her, es war nur „vor dem Internet“, bevor sich neue Ansichten über Kleintierhaltung über dieses Medium durchsetzen konnten.

Als Beispiele dafür, was alles in älteren Ratgebern steht, führe ich hier eine Rubrik mit Zitaten ein. Damit will ich auf keinen Fall die Autoren angreifen oder mich lustig machen, nein, ich möchte Verständnis für die Tierhalter wecken, die noch nicht perfekt sind, die sich vielleicht über so einen Ratgeber informieren (schließlich ahnt man ja nicht, dass ein gerade mal 20 - 30 Jahre altes Buch über ein Haustier, dass ja schon ewig gehalten wird, so dermaßen falsch ist), oder schon früher mal Schweinchen danach gehalten haben und gar nicht ahnen, dass sie Fehler machten und die ergo noch viel dazu lernen müssen. Ich möchte einfach zeigen, wie groß die Differenz zwischen dem was wir heute als richtig ansehen und dem was früher galt ist. Jeder, der meine HP kennt, wird es besser wissen.

Das Buch aus dem ich heute zitieren möchte, hat auch einige gute Ansätze, es wird sogar darauf eingegangen, warum Meerschweinchen viel Platz brauchen (die Argumentation ist gut, die daraus resultierenden Käfiggrößen sind leider nicht entsprechend) und verschiedene Charaktiere haben. Allerdings wird ständig von "einem Meerschweinchen" gesprochen, das kann man kaum zitieren, das zieht sich durch das ganze Buch, auf die Notwendigkeit der Gruppenhaltung wird nicht eingegangen.

Zitate aus "Unser Meerschweinchen", von Anja J. Steinkamp, 2. Auflage 1987, Franckh'sche Verlagshandlung  "Kosmos"

Seite 15 

"Nur wer schon einmal gesehen hat, wie ein Meerschweinchen im wilden "Schweinsgalopp" durchs Wohnzimmer rennt, kann begreifen, daß die Tiere einen großen Käfig brauchen." [...] "Pro Tier sollte mindestens ein Platz von 30 x 60 cm vorhanden sein" (ja, das sind ganze 0,18 m²).

Seite 29

"Wer das Trockenfutter selber mischt, der kann Geld sparen und sich ganz auf den Geschmack des Tiers einstellen". [...] "Getreidekörner, Sonnenblumenkenre und grünes Preßfutter sind eine gute Mischung."

(Der Rest des Themas Trockenfutter besteht im Wesentlichen auf Hinweise darauf, wie man Geld sparen kann)

Seite 30

"Heu kann man als gepreßte Heuwürfel oder ungepreßt in kleinen Portionen kaufen." [...]"Egal in welcher Form, Sie sollten Ihrem Meerschweinchen wenigstens von Zeit zu Zeit Heu anbieten, [...]"

Die weiteren Angaben fasse ich mal zusammen - so viel darf man nicht zitieren: Man geben 30 - 50 g Trockenfutter oder füllt einfach den Napf immer auf, dann kann man nichts falsch machen.Wenn man Wasser gibt, dann reichen ein viertel Apfel, ein achtel Salat oder 35 g Gurke am Tag an Frischfutter, ohne Wassergabe doppelt so viel und trockenes Brot sollte zum Zahnabrieb immer im Käfig sein.

Seite 33

"Sie [die Meerschweinchen] können sogar Tollkirschen fressen, ohne daß sie ihr pelziges Leben lassen müssen." (bitte nicht nachmachen!)

Seite 47

"Zwei Böcke, die zusammen aufgewachsen sind, werden friedlich sein" ;)

Seite 49

"Sie sollten aber nie mehr als ein Kaninchen zwischen Ihren Meerschweinchen halten, denn Kaninchen, vor allem Rammler, sind sehr viel aggressiver als unsre kleinen Nager." (da werden sich die Kaninchen ja freuen - so allein zwischen Meerschweinchen".

Zum Thema Zucht weiß die Autoren zu vermelden, dass man am besten "rassisch hochwertige Meerschweinchen" züchten sollte, denn die wird man noch gut los und kann damit Geld verdienen.

Mein persönliches Highlight des Buches ist das Coverbild, schaut es euch an, wenn ihr das Buch im Internet finden solltet: es zeigt ein Meerschweinchen, das mit einer Maus kuschelt....