Bei der Überschrift denkt ihr sicher: „Na, nu is die Alte völlig übergeschnappt!“. Aber nein, ich kann ja mit Geschichten beweisen, dass ich heilen kann (und mehr Beweise haben die meisten modernen „Heiler“ schließlich auch nicht). Einige meiner größten Erfolge möchte ich euch berichten, ihr werdet sehen:
Ich kann heilen und das ganz ohne Medikamente, nur mit der Kraft meiner Worte und meines Willens.
(Jetzt müsst ihr ein wenig abdunkeln, am besten noch ein paar Kerzen anzünden, Räucherstäbchen dürften auch nicht schaden – schafft eine möglichst geheimnisvolle Atmosphäre, dann kommt das überzeugender rüber).
Meine erste Geschichte handelt von der Heilung eines kleinen Mädchens. Sie war gerade mal 8 Jahre alt und litt häufig unter sehr starken und belastenden Kopfschmerzen. Als sie einmal bei mir übernachten durfte, habe ich das Problem mit einer kleinen Geschichte nicht nur schnell in den Griff bekommen, es war auch in der Folge wesentlich seltener vorhanden. Zum Einschlafen hatte sie schon viele Elfengeschichten (wer hier jetzt lacht und lästert ist gemein, in den Achzigern waren solche Ökobotschaftgeschichten einfach „in“ und ich habe außerdem so viel Phantasie, wie eine Garnele und bin schon froh, wenn mir überhaupt was einfällt) von mir gehört. Also bediente ich mich wieder der Elfen um ihre Kopfschmerzen zu beseitigen. Sie wusste ja schon, dass Elfen heilen können und vor allem kleinen Kindern gern helfen. Damit sie aber überhaupt davon erfahren, dass da ein Kind ihre Hilfe braucht, müssten wir eine Maus oder eine Ratte zu ihnen schicken, erzählte ich dem Kind. Denn Mäuse und Ratten sind überall auf der Welt und geben die Informationen an die Elfen im Wald weiter. So erzählten wir also meiner Ratte „Ratti“ von den Schmerzen und schärften ihr ein, dass sie sich sofort auf den Weg machen muss um die Elfen zu holen. Ratti wurden in den Flur gebracht und laufen gelassen (keine Sorge liebe Rattenfreunde, sie kam aus dem Flur natürlich nicht raus, im Gegenteil kannte sie ihn als Revier und fühlte sich dort wohl). Dann haben wir ein Schild gebastelt, auf dem stand, dass wir hier Hilfe benötigen und das haben wir an das auf Kipp stehende Fenster gehängt. Ich habe dem Kind eingeschärft, dass sie auf keinen Fall wach bleiben dürfte, denn die Elfen kämen nur zu schlafenden Kindern. Ihr glaubt ja nicht wie schnell das Kind geschlafen hat, kaum lag sie im Bett, fielen ihr trotz der schlimmen Kopfschmerzen die Augen zu. Ich streute dann noch schnell ein paar Blütenblätter unter ihr Kopfkissen (die garantiert keinerlei Wirkung bei Kopfschmerzen haben, aber nett aussehen und gut dufteten) und ging dann selbst schlafen. Etwa gegen fünf Uhr am Morgen wurde ich von einem völlig aufgedrehtem Kind geweckt. Sie sprang auf meinem Bett herum, ihr Gesichtchen war rot vor Aufregung und sie konnte kaum sprechen. Als ich sie etwas beruhigt hatte, erzählte sie von der Elfe, die bei ihr gewesen war. Ja, sie hatte sie noch gesehen als sie durch das Fenster weg flog. Sie sah aus wie eine wunderschöne Barbie mit glänzenden Flügeln und sie hatte Blätter unter ihr Kopfkissen gestreut. Natürlich waren die schlimmen Kopfschmerzen weg und sie blieben auch eine ganz Zeit weg, denn die Elfe hatte sie ja geheilt. Da aber die Blätter ja von mir stammten - und die Geschichte auch, kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich heilen kann! Wie komme ich gerade jetzt auf diese Geschichte? Durch diesen Artikel im Gwup Blog.
Das war natürlich längst nicht mein einziger Heilerfolg!
Ich arbeitete eine Zeitlang in einem Altenheim. Die alten Damen hatten natürlich manch ein Zipperlein und einige litten wirklich stark unter Schlafstörungen (so wenig ausgelastet wie die sind, war das kein Wunder) und natürlich unter Schmerzen. Nun darf und sollte man solchen Leuten natürlich nicht massenhaft Medikamente geben, denn bekanntermaßen haben die meisten wirksamen Schmerz- und Schlafmittel durchaus Nebenwirkungen und man möchte ja auch keine ganze Station mit drogensüchtigen Zombies haben. Aber dennoch musste ich was unternehmen, allein schon, damit ich nicht alle 10 Minuten ans Bett geklingelt werde um mir anzuhören, wie schlecht man schläft und derlei Scherze mehr (was wirklich zu Problemen führt, denn man muss sich während der Nachtwache auch um wirklich pflegebedürftige Menschen kümmern und da halten die psychosomatisch Kranken echt auf). Ich mixte also ein Heilmittel, ein sehr starkes Schlafmittel, die Komponenten waren: Schwarzer Tee, Maggi und Wasser. Das sah schick braun aus, schmeckte schauderhaft und hatte durchschlagenden Erfolg. Ich füllte diese Mixtur in eine kleine, braune Tropfflasche, klebte ein handgeschriebenes Etikett auf dem ein lateinisch klingender Name, eine Mengenangabe (ist schon lange her, aber ich glaube da stand dann 1 x 3 Tropfen – oder sowas drauf) und ein Datum stand drauf und damit sah das Fläschchen aus, wie die vom Apotheker selbst abgefüllten Flaschen damals eben aussahen. Dann ging ich damit zu den nichtschlafenden Damen und zog das Fläschchen aus der Hosentasche, dazu ein Medikamentenbecherchen und setze meine Verschwörermine auf. Fast schon flüsternd schärfte ich ihnen ein, dass sie auf keinen Fall der Oberschwester oder ihren Arzt erzählen dürften, dass ich ihnen das Schlafmittel gebe. Wenn sie es erfahren, käme ich in Teufelsküche, denn das ist ein stark wirkendes Mittel, welches wir sonst nur an todkranke Patienten raus geben dürfen. Ich mache das nur ausnahmsweise, weil ich Sie so gern habe und nicht leiden sehen kann. Aber bitte bitte, erzählen Sie es nicht weiter, auch den anderen Damen nicht, die sonst alle das Mittel haben wollten und das könnte ich beim besten Willen auf keinen Fall machen. Dann tropfte ich 5 Tropfen davon in ein bisschen Wasser oder auf ein Stück Zucker, zeigte das Fläschchen, wies nochmal darauf hin, dass nur sie das bekommt und wie stark das Mittel wirkt – und hatte danach meine Ruhe, denn die so behandelten Damen schliefen für Gewöhnlich tief und fest. Auch starke Schmerzen bekamen wir so in den Griff. Ich hatte auch kleine bunte Traubenzuckertabletten, sie enthielten keinerlei Wirkstoffe, aber es gab sie in vielen Farben. Die setzte ich wahlweise gegen Schmerzen, Schlafstörungen oder Übelkeit ein (letzteres war bei dem Essen im Heim nun auch nicht gerade selten und durchaus verständlich). Da meine Medikamente nachweislich keinerlei Wirkstoffe enthielten und demnach gar nicht hätten wirken können, müssen es wohl meine Heilkräfte gewesen sein, die halfen, den meine Medikamente halfen so gut wie immer! Oder gibt es den Placeboeffekt vielleicht doch?
Auch Tiere kann ich heilen – ja ehrlich, das kann ich! Viele Tierhalter wenden sich ratsuchend an mich, wenn ihre Nager nicht so wollen, wie sie das möchten. Meist reicht es da einfach, den Käfig anders zu gestalten oder evtl. auch die Gruppenzusammensetzung zu ändern und schon werden aus Bestien liebe Kuscheltiere. Nun reichen aber diese einfachen Tipps manchen Haltern nicht und sie können einfach nicht glauben, dass es so einen Unterschied macht, ob man bei Meerschweinchen ein Haus oder eine Etage im Gehege hat. Diesen Haltern habe ich dann mitunter schon völlig obskure Fütterungsanweisungen geben und sie gebeten, den Tieren bestimmte Kräuter zu geben, da diese beruhigend auf die Tiere wirken. Nun sind die Kräuter mal schlicht gesund für die entsprechenden Tiere, können also nicht schaden. Der Wirkstoff, der beruhigend wirken könnte, ist aber in frischen Kräutern in so geringen Mengen oder gar nicht vorhanden, dass er gar nicht wirken kann. Die Halter bemerkten allerdings meist sofort einen Unterschied, sobald sie die Pflanzen gaben. Das (für mich selbst verblüffend) aber oft schon, bevor sie das Gehege verändert haben. Jaaaaaa natürlich streiten sich die Tier noch, aber eben viel weniger. Da muss ich schon schmunzeln, man sieht halt das, was man sehen will – oder können doch allein meine Worte und meine Beteuerungen das es wirkt heilen?
*Nein liebe Halter, nicht immer wenn ich Tipps gebe, welche Pflanzen unterstützend helfen können, ist das Humbug, denn Pflanzen können bei vielen kleinen Problemen wirklich helfen. Aber mitunter, gerade bei Haltern, die unbedingt noch was selbst machen möchten, ist die Wirkung der Pflanzen eher die, das der Halter sich besser fühlt und eine Heilung sieht – wo eigentlich nur die Natur selbst heilt oder die Tiere sich selbst helfen oder eben die ganz einfachen Tipps zur Gehegegestaltung schon geholfen haben ... oder es verändert sich nichts, nur der Halter ist gelassener ;). Nicht zu unterschätzen ist der Placeboeffekt bei Tieren – ja, den gibt es. Tiere merken, wenn man sich kümmert und sie anders behandelt.
Wer nun immer noch nicht glaubt, dass ich heilen kann, der hat natürlich recht. Aber genauso, wie ich den Placeboeffekt einsetze, machen das auch andere – nur das sie dafür viel Geld verlangen und ihre wirkungslosen Mittel teuer verkaufen. Genauso, wie ich oft mit psychologischen Mitteln helfe oder einfach nur, indem ich die Situation von Menschen und Tieren analysiere und entsprechend mit Tipps reagiere machen das auch Scharlatane – nur das ich es umsonst mache, weil ich wirklich helfen will und helfen kann und die Scharlatane viel Geld dafür nehmen (und leider oft kein Fachwissen haben, was dann dazu führt, dass sie leider sehr falsche Ratschläge geben - gerade bei Kleintieren erlebe ich immer häufiger, das sogenannte "Naturheilkundler" hanebüchende Ratschläge erteilen, die im schlimmsten Fall die Tiere eher krank machen).
Nehmt euch vor diesen Scharlatanen in Acht, sie sind überall und es sind mehr als ihr denkt!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen