04 März 2015

Recherche muss sein


Teaser: Making of „Kosmos Handbuch Meerschweinchen“

Und immer wieder lesen, recherchieren, nachforschen

Die ersten Teaser zum Buch haben aufgezeigt, wie schwierig es ist, passende Fotos zu bekommen und den Inhalt des Buches anzupassen. Sobald ausgewählt ist, was für Informationen ins Buch kommen, sollte es doch ganz einfach sein – immerhin habe ich seit dem letzten Jahrhundert mit Meerschweinchen zu tun, erforsche sie, habe welche im Wohnzimmer, nehme alte und kranke Tiere auf und habe eine sehr ausführliche HP die regelmäßig überarbeitet wird. Also müsste ich doch nun „nur noch“ alles nett aufschreiben und fertig ist das Buch. Tja, schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Sicher, viele Autoren handhaben es so und schreiben eigentlich immer nur bei sich selbst ab, aber die Welt dreht sich weiter, neue Erkenntnisse gibt es ständig und deshalb ist es wichtig, nicht einfach nur bekanntes Wissen immer wieder zu rezitieren, sondern neu nachzulesen. Und so verbringe ich viel mehr Zeit damit, Facharbeiten, andere Bücher, medizinische Zeitschriften etc. zu lesen, als zu schreiben.

Ein Beispiel dafür, dass immer wieder neu gelernt werden muss, ist schon die systematische Zuordnung der Meerschweinchen. Bisher galt es lange Zeit als gesichert, dass unsere Heimtiere vom "Cavia aperea", dem einfachen Wildmeerschweinchen, abstammen und so steht auch dieses bisher in allen Büchern so drin. Aber neue genetische Untersuchungen zeigen auf, dass unsere Heimtiere enger mit dem Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii) verwandt sind und seit ein paar Jahren gilt das eigentlich auch als gesichert. Bevor ich das aber nun in mein Buch übernehme, wollte ich es ganz genau wissen und habe also zwei Tage damit verbracht, alle Informationen zu diesen neuen Untersuchungen zu lesen die ich finden konnte und mein Hirn zu überreden, diese auch zu verstehen. Wenn ihr euch dieses Beispiel anschaut, versteht ihr wohl, warum mein Hirn da ohne viel Kaffee und lieb zureden mitunter streikte:

Molecular diversity among domestic guinea-pigs (Cavia porcellus) and their close phylogenetic relationship with the Andean wild species Cavia tschudii

Erst danach übernahm ich diese Information in mein Buch. Für also einen Satz im Buch, habe ich zwei Tage gelesen. Und so ging es immer weiter. Es gibt neue Arbeiten zum Thema „natürlicher Lebensraum der Wildmeerschweinchen“. Da wurde es noch komplizierter, denn es wird teilweise nicht zwischen Cavia aperea und Cavia tschudii unterschieden und während die eine Arbeit sagt, die Tiere leben in der Wet Puna, sagt die andere, sie leben in der Dry Puna. Es ist kaum raus zu finden, wer Recht hat und was stimmt und das ganze wird besonders schön, da viele Arbeiten auf Spanisch sind – mein Spanisch ist … naja, sagen wir eher rudimentär, also mussten mir div Übersetzungsprogramme helfen und wie lustig es dann wird, weiß jeder, der sich mal einen Text von Google hat übersetzen lassen. Und so brauchte ich eine Woche für einen Absatz über den Lebensraum wilder Meerschweinchen, der nun trotzdem sehr ungenau ist, weil die Quellen einfach extrem unterschiedliche Aussagen machen.

So zieht es sich durch das ganze Buch, immer wieder habe ich das, was ich glaubte zu wissen, hinterfragt und habe viel Zeit damit verbracht, z. B. auch in Foren Erfahrungsberichte nachzulesen, denn auch hier ändert sich die Fragestellung sehr. Früher wurde häufiger gefragt, was Meerschweinchen fressen dürfen und vor 15 Jahren bin ich wegen der Behauptung, sie bräuchten kein Trockenfutter, aus fast allen Foren und Mailinglisten raus geflogen. Aber in dem Bereich ist heute kaum noch viel Aufklärung nötig, statt dessen wird häufiger nach Wiesengrün und medizinischer Wirksamkeit von Kräutern gefragt. Auf solche neuen Bedürfnisse wollte ich natürlich eingehen. Und genau deshalb dauerte es über ein Jahr, bis das Manuskript fertig war. Hätte ich einfach nur meine eigene HP rezitiert und abgeschrieben, das hätte nicht halb so lang gedauert. All das hat aber auch für die HP viel gebracht, denn was immer ich neu gelernt habe, habe ich auch auf der HP ergänzt, mit wenigen Ausnahmen (nicht jedes Thema aus dem Buch ist auf der HP so ausführlich). Eigentlich dumm von mir, andere Autoren machen das nicht und dann freuen sich die Leser über ganz neue Erkenntnisse, ich bekomme bei jedem Buch mindestens eine schlechte Rezension in der steht, dass im Buch nichts Neues zu finden ist und man alles schon im Internet findet...

Das war der letzte Teaser zum Buch, mehr Infos findet ihr auch hier:

Making-of: "Das Kosmos Handbuch Meerschweinchen"

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