08 März 2013

My day?

Heute ist also Weltfrauentag, ich bin eine Frau, also denke ich mal drüber nach, was das eigentlich bedeutet. 

Glaubt man den Werbebeilagen meiner Zeitung, den unzähligen Werbemails und nahezu allen Werbeeinblendungen die ich im Internet sehe, geht es darum heute allen Frauen Geschenke zu machen und zwar vorzugsweise in Form von Blumen, Kosmetik, Haushaltsgegenständen und Parfüm. Aber sicher, schon Cartman aus South Park wusste es: „Frauen lieben staubsaugen“ und ergo kann eine Frau ihr Glück kaum fassen wenn sie Staubsauger, eine neue Schürze, Backformen oder andere praktische Haushaltshelfer geschenkt bekommt. Natürlich brauchen wir alle literweise Parfüm um unseren Eigengeruch zu überdecken und Kosmetik damit die Männer unseren Anblick überhaupt ertragen und jede Frau würde für einen Blumenstrauß einen Mord begehen – wir sind ja alle dämliche Hausmütterchen oder Modepuppen und kommt ja nicht auf die Idee und Bücher zu schenken und wenn doch, dann bitte natürlich Liebesromane, was anderes lesen wir nicht.

Aber mal ab von der diskriminierenden, geschlechtsspezifischer Werbung - geht es am Weltfrauentag denn nur um Konsum?
Ich meine, es geht auch darum, die Leistungen der Frauen zu würdigen. Da kommen nun die Emanzen und zeigen auf herausragende Wissenschaftlerinnen und großartige Frauenrechtlerinnen. Und es ist schön, dass es solche wichtigen Frauen gegeben hat. Was mich aber so richtig nervt: Frauen die einfach nur Kinder bekommen, die sie selbst groß ziehen oder gar ohne Kinder trotzdem die Rolle der Hausfrau übernehmen werden nicht gewürdigt, sie werden bemittleidet - denn das sind ja alles unterdrückte arme Wesen, die man retten muss.... oder? Nein, sind sie nicht - sie sind es nur dann, wenn ihnen diese Rollen aufgezwungen werden. Es gibt Frauen, die einfach gern die typische Frauenrolle übernehmen und damit sogar richtig glücklich sind und auch das sollte gewürdigt und respektiert werden! Aber in unserer Gesellschaft sind solche Frauen nicht anerkannt und werden immer mehr von allen Seiten damit bombardiert, dass sie nichts wert sind – sie werden weniger respektiert als vor der Emanzipation, das kann doch nicht sein? Gleichberechtigung heißt nicht, dass Frauen unbedingt auf biegen und brechen Karriere machen müssen, typische Männerberufe ergreifen müssen oder sonst was Besonderes sein müssen. Emanzipation bedeutet, dass sie all das dürfen, dass kein Mann ihnen vorschreibt, was sie zu tun oder zu lassen haben, dass sie selbst entscheiden - aber wenn sie sich entscheiden einfach etwas „Frauentypisches“ zu tun, dann sollte auch das gewürdigt und respektiert werden. Frauen sollten völlig selbstverständlich bei gleicher Leistung im Beruf gleiche Aufstiegschancen haben, gleiches Gehalt beziehen und gleich behandelt werden wie ihre männlichen Kollegen. Ich meine, wir haben da noch einen langen Weg vor uns bis wir wirklich gleich behandelt werden ohne uns gleich machen zu müssen.

Frauen werden seit Jahrhunderten unterdrückt und bis heute werden sie in vielen Ländern als Minderwertig angesehen. Ich will gar nicht auf spezielle Länder zeigen oder bestimmte Religionen heraus ziehen – in allen Religionen werden Frauen unterdrückt und gelten weniger als Männer in vielen Ländern werden Frauen heute noch wie Waren von ihren Familien verschachert, werden vergewaltigt, geschlagen und getötet ohne das jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Am Weltfrauentag sollte man auch daran denken. Dieser Blogbeitrag ist zu dem Thema lesenswert: Die gefallenen Frauen

Ja meine Gedanken waren hier ein wenig konfus, das gebe ich zu. Ich bin eben eine Frau, wir sind ja alle etwas irre im Kopf – oder? Ich bin gern Frau, ich mag auch gern frauentypische Dinge und möchte das auch mögen dürfen ohne gleich als dumm dar gestellt zu werden. Ich bin nicht dumm nur weil ich weniger arbeite als mein Mann und statt dessen den Haushalt führe, ich mache das einfach super gern und genieße es, dass mein Mann und ich deshalb mehr Zeit füreinander haben, als wenn wir beide voll Arbeiten gehen würden und uns den Haushalt teilen müssten. Ich bin eine Frau, ich trage gern Röcke, benutze Lippenstift, schaue Zombiefilme, schraube Schränke zusammen, befasse mich Chemie und Biologie, backe Kuchen, lese wissenschaftliche Facharbeiten, renoviere mein Bad selbst und zwar in Rosa, ich hab mein eigenes Werkzeug und kann damit umgehen und ich entscheide völlig selbst über mein Leben, obwohl ich einen Ehemann habe. Ich habe Glück, ich habe den perfekten Mann und das erleichtert mir die Sache als Frau sicher ungemein, auch die Tatsache, dass ich in einem Land lebe, in dem ich wenigstens per Gesetz gleichgestellt bin, ist erfreulich. 

An einem Tag wie diesem sollten wir alle an die anderen Frauen denken die nicht so viel Glück haben wie wir und ich würde mir wünschen, dass wenigstens ein bisschen was von dem Geld, dass heute eigentlich für Blumen (die meist von armen Frauen in armen Ländern unter unmöglichen Befriedigungen gepflückt werden) ausgegeben werden sollten, auf dem Konto von einer der folgenden (oder ähnlichen) Organisationen landen: 

Oder wie wäre es denn mal mit einem süßen wolligem Schaf, einem Zicklein oder - falls das besser zu eurer Frau passt - einem Huhn? Das alles und viele weitere tolle Geschenke für Frauen (Fußball, Bücher, eine Existenz) findet ihr hier:  Oxfam Geschenke Shop

1 Kommentar:

  1. Das Problem ist meiner Ansicht nach nicht, dass frau sich entscheidet, ein "typisch weibliches" Lebensmodell-Cliché zu leben. Sondern eher, dass es ein typisch weibliches Cliché IST. Will sagen, warum denken wir überhaupt in dem Schema, dass es typisch/normal sei, wenn die Frau zu Hause bleibt? Es gibt auch Fälle, wo eine Konstellation mit Hausmann sinniger wäre... aber in solchen Fällen wird dem Mann dann schnell (insbesondere von Geschlechtsgenossen) die Männlichkeit abgesprochen, optional verbunden mit farbigen Vokabeln für das pöhse, gut verdienende Karriereweibchen.

    Eigentlich sind auch Feministinnen (insbesondere aus der Schwarzer-Generation), die diese "klassische" Konstellation gerne als "Heimchen am Herd" o.ä. abklassifizieren, letztlich nicht weniger sexistisch als der von ihnen gegeißelte männliche Erwartungsdruck an die Frau, für Mann und Kinder die Karriere aufzugeben. Sie denken letztlich in denselben Rollen-Clichés.

    Dasselbe gilt übrigens für die Frage gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften (die von der gesamten Presse unreflektiert mit dem für mein Empfinden recht unsäglichen Etikett "Homo-Ehe" belegt werden): viele fragen in der Diskussion eben nicht, worin der Sinn oder Unsinn steuerlicher Förderung einer monogamen Partnerschaft überhaupt liegt, sondern denken wieder in Geschlechter-Clichés. Ich habe schwule Pärchen kennengelernt, die monogamer und treuer waren als ein großer Teil meines heterosexuellen Bekanntenkreises... und denen ich liebevolle und vernünftige Kindererziehung eher zutraue als so manchem Paar, dass sich (ggf. unbeabsichtigt) selbst den Nachwuchs gebastelt hat. Geschlechter-Clichés sind selten hilfreich.

    AntwortenLöschen