14 Dezember 2012

Atheistenweihnacht


Dürfen wir Atheisten überhaupt Weihnachten feiern? 
Dürfen wir die Existenz von Göttern und anderen übersinnlichen Phänomene leugnen, aber trotzdem Adventskalender öffnen, Adventsgestecke auf den Tisch stellen, Lichterkette am Fenster haben, Weihnachtsgebäck futtern und am 24.12 Geschenke unter den natürlich bunt geschmückten Baum legen? Wie passt das denn wohl zusammen? Ich werde häufiger sogar fast schön böse gefragt, wieso ich mir heraus nehme, den Christen ihr Fest zu klauen, Feiertage zu nutzen und mir eben alle Annehmlichkeiten eines Festes zu gönnen, aber das ohne gleichzeitig einem Gott zu huldigen. Dürfen wir also Spaß haben, aber ohne was dafür zu tun? Gläubige nehmen einem das schon mitunter übel und ich muss dann immer sehr schmunzeln. Wer an irgendeinen Gott glaubt, der darf nämlich nie Spaß haben ohne Reue oder zumindest ohne viel Anstrengung, so kommt es bei mir häufig an (und so habe ich es, als katholisch erzogenes Mädel auch gelernt).
Ich sehe da aber absolut keinen Widerspruch. Gerade im Winter, wenn es draußen grau, kalt, eklig und nass ist möchte ich in meiner Wohnung eine kleine Oase mit Licht, Keksen und Fröhlichkeit schaffen. Weihnachten ist für mich eine schöne Gelegenheit, den Menschen die mir was bedeuten zu zeigen, wie lieb ich sie habe. Ich backe duftende Kekse und freue mich, wenn sie gegessen werden, obwohl sie garantiert absolut nicht diätisch sind. Das Leuchten in den Augen meines Mannes, wenn er täglich sein Monster aus dem Adventskalender holt lässt mein Herz höher schlagen. Der Duft der Kerzen und der Tannen vom Gesteck am Sonntagmorgen erinnert an schöne Zeiten bei meiner Oma und was gibt es denn Schöneres, als sich an „Früher“ zu erinnern? Und die Lichterkette im Fenster sagt meinem Mann wenn er nach Hause kommt: Hier wirst du erwartet.

Warum aber halten wir uns an den Advent und dieses eine bestimmte Datum – den 24.12? Wir könnten doch auch an anderen Tagen feiern, es ist ja egal. Meine Antwort ist schlicht: Warum nicht? Menschen mögen Rituale, ich bin ein normaler Mensch und ich mag Rituale. Schon unsere Altvorderen feierten in dieser Zeit die Wintersonnenwende, lange bevor Christus durch Jerusalem latschte. Die Christen haben sich das Datum auch nur deshalb gewählt, weil es das schon gab und die Leute daran gewöhnt waren. Schon damals nahmen sie immergrüne Zweige ins Haus die Hoffnung auf neues Leben geben und stellten Lichter ins Fenster um böse Geister zu vertreiben und den Lieben zu zeigen, dass sie da sind und an sie denken. Wer gern ein Fest der Liebe feiern möchte, der muss dafür ein Datum haben, da so viele Menschen zu dem Zeitpunkt feiern bietet es sich doch an den gleichen Zeitpunkt zu übernehmen. So können wir alle zusammen feiern. Nur weil wir andere Gründe haben zu feiern, müssen wir doch diese Feierlichkeiten nicht trennen – oder? Meine Freundin hat zum Beispiel Silvester Geburtstag. Wenn sie nun also auf einer Feier ist, dann wird es dort sicher Menschen geben, die ihren Geburtstag feiern und andere, die Silvester feiern, aber sie tun es alle zusammen an einem Tag.

Ich feiere also Weihnachten weil es eine schöne Gelegenheit ist, den Menschen die ich mag meine Zuneigung zu zeigen. Ich bin der Ansicht, dass auch Nichtchristen ein Recht auf Feiertage haben, auch wenn sie nichts mit Religion zu tun haben. Durch diese gemeinsamen Rituale festigen wir unsere Zusammengehörigkeit, auch wenn unterschiedliche Glaubensrichtungen (oder gänzlich fehlender Glaube) uns sonst vielleicht entzweien. Also liebe Christen, nehmt es mir nicht übel, aber ihr werdet „euer“ Fest weiter mit mir teilen müssen ;)

1 Kommentar:

  1. Lesenswerter Blogbeitrag zu dem Thema Atheismus: http://www.diaxsrake.de/2012/12/16/religioses-gargglblafrz-im-deutschlandradio/

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