Dürfen wir Atheisten überhaupt
Weihnachten feiern?
Dürfen wir die Existenz von Göttern und anderen
übersinnlichen Phänomene leugnen, aber trotzdem Adventskalender
öffnen, Adventsgestecke auf den Tisch stellen, Lichterkette am
Fenster haben, Weihnachtsgebäck futtern und am 24.12 Geschenke unter
den natürlich bunt geschmückten Baum legen? Wie passt das denn wohl
zusammen? Ich werde häufiger sogar fast schön böse gefragt, wieso
ich mir heraus nehme, den Christen ihr Fest zu klauen, Feiertage zu
nutzen und mir eben alle Annehmlichkeiten eines Festes zu gönnen,
aber das ohne gleichzeitig einem Gott zu huldigen. Dürfen wir also Spaß haben,
aber ohne was dafür zu tun? Gläubige nehmen einem das schon
mitunter übel und ich muss dann immer sehr schmunzeln. Wer an
irgendeinen Gott glaubt, der darf nämlich nie Spaß haben ohne Reue
oder zumindest ohne viel Anstrengung, so kommt es bei mir häufig an
(und so habe ich es, als katholisch erzogenes Mädel auch gelernt).
Ich sehe da aber absolut keinen
Widerspruch. Gerade im Winter, wenn es draußen grau, kalt, eklig und
nass ist möchte ich in meiner Wohnung eine kleine Oase mit Licht,
Keksen und Fröhlichkeit schaffen. Weihnachten ist für mich eine
schöne Gelegenheit, den Menschen die mir was bedeuten zu zeigen, wie
lieb ich sie habe. Ich backe duftende Kekse und freue mich, wenn sie
gegessen werden, obwohl sie garantiert absolut nicht diätisch sind.
Das Leuchten in den Augen meines Mannes, wenn er täglich sein
Monster aus dem Adventskalender holt lässt mein Herz höher schlagen. Der Duft der Kerzen
und der Tannen vom Gesteck am Sonntagmorgen erinnert an schöne
Zeiten bei meiner Oma und was gibt es denn Schöneres, als sich an
„Früher“ zu erinnern? Und die Lichterkette im Fenster sagt meinem Mann wenn er nach Hause kommt: Hier wirst du erwartet.
Warum aber halten wir uns an den Advent
und dieses eine bestimmte Datum – den 24.12? Wir könnten doch auch an anderen Tagen feiern, es ist ja egal. Meine Antwort ist
schlicht: Warum nicht? Menschen mögen Rituale, ich bin ein normaler
Mensch und ich mag Rituale. Schon unsere Altvorderen feierten in
dieser Zeit die Wintersonnenwende, lange bevor Christus durch
Jerusalem latschte. Die Christen haben sich das Datum auch nur deshalb gewählt, weil es das schon gab und die Leute daran gewöhnt waren. Schon damals nahmen sie immergrüne Zweige ins
Haus die Hoffnung auf neues Leben geben und stellten Lichter ins Fenster um böse Geister zu vertreiben und den Lieben zu zeigen, dass sie da sind und an sie denken. Wer gern ein Fest der Liebe
feiern möchte, der muss dafür ein Datum haben, da so viele Menschen
zu dem Zeitpunkt feiern bietet es sich doch an den gleichen
Zeitpunkt zu übernehmen. So können wir alle zusammen feiern. Nur
weil wir andere Gründe haben zu feiern, müssen wir doch diese
Feierlichkeiten nicht trennen – oder? Meine Freundin hat zum
Beispiel Silvester Geburtstag. Wenn sie nun also auf einer Feier ist, dann wird es dort sicher Menschen geben, die ihren Geburtstag feiern und andere, die Silvester feiern, aber sie tun es alle zusammen an einem Tag.
Ich feiere also Weihnachten weil es
eine schöne Gelegenheit ist, den Menschen die ich mag meine
Zuneigung zu zeigen. Ich bin der Ansicht, dass auch Nichtchristen ein
Recht auf Feiertage haben, auch wenn sie nichts mit Religion zu tun
haben. Durch diese gemeinsamen Rituale festigen wir unsere
Zusammengehörigkeit, auch wenn unterschiedliche Glaubensrichtungen
(oder gänzlich fehlender Glaube) uns sonst vielleicht entzweien. Also liebe Christen,
nehmt es mir nicht übel, aber ihr werdet „euer“ Fest weiter mit
mir teilen müssen ;)
Lesenswerter Blogbeitrag zu dem Thema Atheismus: http://www.diaxsrake.de/2012/12/16/religioses-gargglblafrz-im-deutschlandradio/
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