Heute ist also Weltfrauentag, ich bin
eine Frau, also denke ich mal drüber nach, was das eigentlich
bedeutet.
Glaubt man den Werbebeilagen meiner
Zeitung, den unzähligen Werbemails und nahezu allen
Werbeeinblendungen die ich im Internet sehe, geht es darum heute
allen Frauen Geschenke zu machen und zwar vorzugsweise in Form von
Blumen, Kosmetik, Haushaltsgegenständen und Parfüm. Aber sicher,
schon Cartman aus South Park wusste es: „Frauen lieben staubsaugen“
und ergo kann eine Frau ihr Glück kaum fassen wenn sie Staubsauger, eine neue Schürze, Backformen oder
andere praktische
Haushaltshelfer geschenkt bekommt. Natürlich brauchen wir
alle literweise Parfüm um unseren Eigengeruch zu überdecken und
Kosmetik damit die Männer unseren Anblick überhaupt ertragen und
jede Frau würde für einen Blumenstrauß einen Mord begehen – wir
sind ja alle dämliche Hausmütterchen oder Modepuppen und kommt ja
nicht auf die Idee und Bücher zu schenken und wenn doch, dann bitte
natürlich Liebesromane, was anderes lesen wir nicht.
Ich meine, es geht auch darum, die
Leistungen der Frauen zu würdigen. Da kommen nun die Emanzen und
zeigen auf herausragende Wissenschaftlerinnen und großartige
Frauenrechtlerinnen. Und es ist schön, dass es solche wichtigen
Frauen gegeben hat. Was mich aber so richtig nervt: Frauen die
einfach nur Kinder bekommen, die sie selbst groß ziehen oder gar
ohne Kinder trotzdem die Rolle der Hausfrau übernehmen werden nicht gewürdigt, sie werden bemittleidet - denn das sind ja alles unterdrückte arme
Wesen, die man retten muss.... oder? Nein, sind sie nicht - sie sind
es nur dann, wenn ihnen diese Rollen aufgezwungen werden. Es gibt
Frauen, die einfach gern die typische Frauenrolle übernehmen und
damit sogar richtig glücklich sind und auch das sollte gewürdigt
und respektiert werden! Aber in unserer Gesellschaft sind solche
Frauen nicht anerkannt und werden immer mehr von allen Seiten damit
bombardiert, dass sie nichts wert sind – sie werden weniger
respektiert als vor der Emanzipation, das kann doch nicht
sein? Gleichberechtigung heißt nicht, dass Frauen unbedingt auf
biegen und brechen Karriere machen müssen, typische Männerberufe
ergreifen müssen oder sonst was Besonderes sein müssen.
Emanzipation bedeutet, dass sie all das dürfen, dass kein Mann ihnen
vorschreibt, was sie zu tun oder zu lassen haben, dass sie selbst
entscheiden - aber wenn sie sich entscheiden einfach etwas
„Frauentypisches“ zu tun, dann sollte auch das gewürdigt und
respektiert werden. Frauen sollten völlig selbstverständlich bei
gleicher Leistung im Beruf gleiche Aufstiegschancen haben, gleiches
Gehalt beziehen und gleich behandelt werden wie ihre männlichen
Kollegen. Ich meine, wir haben da noch einen langen Weg vor uns bis
wir wirklich gleich behandelt werden ohne uns gleich machen zu
müssen.
Frauen werden seit Jahrhunderten
unterdrückt und bis heute werden sie in vielen Ländern als
Minderwertig angesehen. Ich will gar nicht auf spezielle Länder
zeigen oder bestimmte Religionen heraus ziehen – in allen
Religionen werden Frauen unterdrückt und gelten weniger als Männer
in vielen Ländern werden Frauen heute noch wie Waren von ihren
Familien verschachert, werden vergewaltigt, geschlagen und getötet
ohne das jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Am
Weltfrauentag sollte man auch daran denken. Dieser Blogbeitrag ist zu dem Thema lesenswert: Die gefallenen Frauen
Ja meine Gedanken waren hier ein wenig
konfus, das gebe ich zu. Ich bin eben eine Frau, wir sind ja alle
etwas irre im Kopf – oder? Ich bin gern Frau, ich mag auch gern
frauentypische Dinge und möchte das auch mögen dürfen ohne gleich
als dumm dar gestellt zu werden. Ich bin nicht dumm nur weil ich
weniger arbeite als mein Mann und statt dessen den Haushalt führe,
ich mache das einfach super gern und genieße es, dass mein Mann und
ich deshalb mehr Zeit füreinander haben, als wenn wir beide voll
Arbeiten gehen würden und uns den Haushalt teilen müssten. Ich bin
eine Frau, ich trage gern Röcke, benutze Lippenstift, schaue
Zombiefilme, schraube Schränke zusammen, befasse mich Chemie und
Biologie, backe Kuchen, lese wissenschaftliche Facharbeiten,
renoviere mein Bad selbst und zwar in Rosa, ich hab mein eigenes
Werkzeug und kann damit umgehen und ich entscheide völlig selbst
über mein Leben, obwohl ich einen Ehemann habe. Ich habe Glück, ich
habe den perfekten Mann und das erleichtert mir die Sache als Frau
sicher ungemein, auch die Tatsache, dass ich in einem Land lebe, in
dem ich wenigstens per Gesetz gleichgestellt bin, ist erfreulich.
An
einem Tag wie diesem sollten wir alle an die anderen Frauen
denken die nicht so viel Glück haben wie wir und ich würde mir
wünschen, dass wenigstens ein bisschen was von dem Geld, dass heute
eigentlich für Blumen (die meist von armen Frauen in armen Ländern
unter unmöglichen Befriedigungen gepflückt werden) ausgegeben
werden sollten, auf dem Konto von einer der folgenden (oder ähnlichen) Organisationen
landen:
Oder wie wäre es denn mal mit einem süßen wolligem Schaf, einem Zicklein oder - falls das besser zu eurer Frau passt - einem Huhn? Das alles und viele weitere tolle Geschenke für Frauen (Fußball, Bücher, eine Existenz) findet ihr hier: Oxfam Geschenke Shop
Das Problem ist meiner Ansicht nach nicht, dass frau sich entscheidet, ein "typisch weibliches" Lebensmodell-Cliché zu leben. Sondern eher, dass es ein typisch weibliches Cliché IST. Will sagen, warum denken wir überhaupt in dem Schema, dass es typisch/normal sei, wenn die Frau zu Hause bleibt? Es gibt auch Fälle, wo eine Konstellation mit Hausmann sinniger wäre... aber in solchen Fällen wird dem Mann dann schnell (insbesondere von Geschlechtsgenossen) die Männlichkeit abgesprochen, optional verbunden mit farbigen Vokabeln für das pöhse, gut verdienende Karriereweibchen.
AntwortenLöschenEigentlich sind auch Feministinnen (insbesondere aus der Schwarzer-Generation), die diese "klassische" Konstellation gerne als "Heimchen am Herd" o.ä. abklassifizieren, letztlich nicht weniger sexistisch als der von ihnen gegeißelte männliche Erwartungsdruck an die Frau, für Mann und Kinder die Karriere aufzugeben. Sie denken letztlich in denselben Rollen-Clichés.
Dasselbe gilt übrigens für die Frage gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften (die von der gesamten Presse unreflektiert mit dem für mein Empfinden recht unsäglichen Etikett "Homo-Ehe" belegt werden): viele fragen in der Diskussion eben nicht, worin der Sinn oder Unsinn steuerlicher Förderung einer monogamen Partnerschaft überhaupt liegt, sondern denken wieder in Geschlechter-Clichés. Ich habe schwule Pärchen kennengelernt, die monogamer und treuer waren als ein großer Teil meines heterosexuellen Bekanntenkreises... und denen ich liebevolle und vernünftige Kindererziehung eher zutraue als so manchem Paar, dass sich (ggf. unbeabsichtigt) selbst den Nachwuchs gebastelt hat. Geschlechter-Clichés sind selten hilfreich.