Ein kleiner Beitrag aus der Rubrik: "Damals wars".
Als ich ein Kind war, hießen Schaumküsse nicht Schaumküsse,
Dickmanns oder Schokoküsse (oder wie immer die jetzt heißen, ich
bin da gerade nicht so ganz auf dem Laufenden, weil man solche Dinger
nur essen kann, bis man zu alt für so einen Zuckerschock wird und
das ist bei mir schon lange her). Nein, die
schokoladenüberzogenen Gebilde aus Eischnee mit Zucker auf Waffel
hießen "Negerkuss" oder auch "Mohrenköpfe" (und es gab sie
ausschließlich mit dunkler Schokolade, nicht so neumodisch wie heute
in zig Sorten und man bekam sie auch beim Konditor, bzw, in der
"Bäckerei"). Heutzutage sind diese Begriffe natürlich
ob ihres rassistischen Hintergrundes verpönt und werden nicht mehr
verwendet. Aber diese Information ist wichtig, will man die folgende
kleine Anekdote verstehen.
Meine Großmutter hat mir folgende Begebenheit aus ihrer Kindheit
erzählt:
Sie war zum ersten Mal in einer großen Stadt, zusammen mit einer entfernten Tante die sie selbst kaum kannte und die ihr sehr
fremd vor kam. Diese Tante war recht vermögend, sehr vornehm und alles war anders als Zuhause. Sie
zog der kleinen Emma ein schickes Kleid an und ging mit ihr in einer
teuren Einkaufstraße "Flanieren" (das bedeutet: Man
geht schick aufgetakelt und langsam eine Hauptstraße hinauf und
wieder hinunter, damit alle einen sehen können - früher war das
nötig um auf sich aufmerksam zu machen, denn es gab kein Internet wo
sich alle selbstdarstellen hätten können). Ihre Tante traf
dabei auf ein paar Freundinnen und diese fingen an sich zu
unterhalten. Obwohl meine Großmutter, wie damals schlicht üblich,
gut erzogen war und ihren Unmut und ihre Langeweile nicht allzu
übertrieben zeigte, wurde der Tante irgendwann wohl bewusst, dass da
ein kleines Mädchen vor Langeweile umkommt. Um das Kind ein wenig abzulenken, zog sie ihr Portmonee
hervor, nahm einen Groschen heraus, gab ihr das Geld, deutete
über die Straße und sagte: "Geh Emmi, lauf schnell dort
herüber und kauf dir einen Negerkuss."
Die kleine Emmi fing darauf hin bitterlich an zu weinen und lies
sich gar nicht mehr beruhigen. Sie schrie immer nur, sie wollte das
nicht tun und weinte nur noch lauter. Was war passiert? Nun meine Oma
kannte bis dahin diese süße Verführung nicht und als ihre Tante
über die Straße zeigte, stand direkt vor der Konditorei ein
„Neger“, oder wie es heute natürlich korrekt heißt, ein Mensch
mit dunkler Hautfarbe. Meine Oma dachte im Ernst, ihre Tante würde
wollten, dass sie sich von ihm küssen lässt und dafür war sie
vermutlich noch zu jung ;)
Wie komme ich überhaupt jetzt auf diese Geschichte?
Ein Aufschrei geht durch das Land, weil alte Kinderbücher derzeit
überarbeitet werden und Begriffe, die heute nicht mehr gebräuchlich
sind durch passende, aktuelle Begriffe ersetzt werden. Einer der
Begriff die ersetzt werden ist eben auch der Begriff „Neger“ und das lies mich an die Geschichte denken.
Der Begriff "Neger" wird und wurde als Schimpfwort für Menschen mit
dunkler Hautfarbe oder einem bestimmten ethnischen Hintergrund
benutzt, als meine Oma ein Kind war, war das auch schon so, aber damals
war es leider leider normal, denn damals waren die Nordeuropäer wirklich der Ansicht, sie wären mehr Wert als z.B. ein Afrikaner oder eben ein Mensch anderer Hautfarbe und so war der Begriff, der diese Menschen beschreibt eben einfach ein Schimpfwort.
Ich selbst habe den Begriff Neger als Kind völlig wertungsfrei kennen gelernt. Damals las ich
Pippi Langstrumpf und ihr Vater war eben auch ein Negerkönig – für
mich ein König in Afrika. Als Kind habe gar nicht geschnallt, dass
dies negativ oder wertend ist, ich fand es einfach nur exotisch. Wenn
Pippi dann ihren Freunden gegenüber erzählt, dass die Neger alle
lügen, dann dachte ich bei mir, dass sie selbst lügt, denn mir war
klar, dass es nicht stimmt - für mich waren „Neger“ eben einfach
Menschen, die eben einfach nur woanders wohnen und dunkel sind. Ich
respektiere natürlich, dass wohl die meisten dunkelhäutigen
Menschen nicht Neger genannt werden möchten, da es eben ein
Schimpfwort ist und kann verstehen, dass dies geändert werden soll.
Allerdings meine ich persönlich, dass diese nicht nötig ist, besser
wäre es, wenn die Eltern ihren Kindern erklären, was es überhaupt
mit den Geschichten auf sich hat und warum es eigentlich gar nicht so
nett ist, was die Frau Lindgren da schreibt und weshalb man heute
nicht mehr Neger sagt. Was die Sache mit dem wichsen angeht – prust
– tja, das wäre doch durch eine einfache Erklärung auch schnell
aus der Welt geräumt. Das heißt nicht, dass ich gegen Änderungen
bin, ich habe eigentlich keine Meinung zu dem Thema. Auf der einen
Seite bin ich selbst Autorin und bin froh, dass ich bei jeder
Neuauflage meine Bücher korrigieren und verbessern kann. Auf der
anderen Seiten sind diese Geschichten wohl schon Kulturgut und
niemand würde wohl einen Rubens übermalen, weil nun schlanke Frauen
eher gebräulich sind und seine dicken Weiber anstößig wirken
können.
Heips!
AntwortenLöschenLaut neuem Gleichbehandlungsgesetz ist es jetzt nicht mehr zulässig,
weibliche Personen mit "Frauen" zu benennen weil das nicht genderneutral ist.
Das muss jetzt heissen "Person mit Menstruationshintergrund"
GLG die Claudi, die kein "Konto" irgendwo angeben kann,weil sie keines hat.